US Road Trip Tag 4

Tag 4

USA Reiseberichte

Hannibals US Road Trip - Mietwagenrundreise durch den Westen der USA



4. Tag - 01. September 2008

Foto: Auf dem Freeway unterwegs...

Heute klingelt der Wecker früh... die Zeit ist gekommen Los Angeles vorläufig den Rücken zu zu kehren, und auf nicht enden wollenden Freeways die wahre Freiheit zu erkunden... Zwischen der Freiheit und uns, besser gesagt mir, steht aber noch meine Hotel-Keycard, die ich sonderbarer Weise nicht mehr finden kann. Während die anderen frühstücken, durchkämme ich von Minute zu Minute nervöser das ganze Hotelzimmer, das Auto, meinen Koffer...meinen Rucksack... und das alles mindestens 3x hintereinander... sie ist nirgends aufzufinden. Interessanterweise erinnere ich mich genau, wie ich die Karte in den letzten Tagen auf eine Stelle gelegt hatte, bei der ich mir dachte "Ich leg' sie dahin, da kann sie nicht verloren gehen." ...aber auf die Stelle komme ich nicht mehr ...Alzheimer lässt grüßen...

Nach einer Stunde Dauersuchen gebe ich's auf und gehe mit zittriger Stimme runter zum Frühstück, wo meine Mitfahrer mich erstmal beruhigen. Der Housemeister bestimmt, dass wir beim Auschecken erstmal nix von der Keycard sagen... mit mulmigem Gefühl im Bauch stehen wir also kurz darauf an der Rezeption zum Auschecken... die Frau hinter der Theke nimmt unsere Keycards entgegen, tippt etwas in den Computer ein...schaut dann mit verwirrtem Blick auf einen Zettel vor sich. "Ich sag's ihr jetzt!" flüstere ich dem Housemeister zu, welcher mir mit einem Fußtritt signalisiert, dass er nichts davon hält... die Frau dreht sich mit dem Zettel zu uns... was für eine bescheuerte Idee nix zu sagen, wie doof wird die jetzt folgende Situation erst sein... die Frau blickt vom Zettel zu uns auf...mein Herz schlägt und ich versuche in ihren Augen zu entziffern, ob sie's weiß... sie muss es wissen ...was hätte sie sonst auf dem Zettel gesehen?

"Thanks guys, have a good day!"

Foto: Weites Land immer gerade aus...

Wir schauen uns gegenseitig an, wünschen selbiges zurück und dann folgt das "King of Queens"-Zitat: "Jetzt ist jeder auf sich allein gestellt!"

Später erfahre ich... die Keycards werden für jeden Kunden neu programmiert, Verluste sind einkalkuliert und kommen wohl jede Woche mehrfach vor...das juckt hier keinen... die hektische Sucherei hätte ich mir also sparen können. Das gute Stück ist jedenfalls bis heute nicht aufgetaucht, nicht im Koffer, nicht im Rucksack... vermutlich liegt sie immer noch auf der selben cleveren Stelle, auf die ich bis heute noch nicht gekommen bin...

So, jetzt aber auf die Freeways... bevor wir nach Las Vegas fahren ist noch ein Zwischenstopp bei meinen Bekannten in Apple Valley eingeplant. Als waschechte Männerrunde steht für uns fest: Heute fahren wir erstmal ohne Karte...ein richtiger Mann, muss sich auch ohne Hilfsmittel in der rauen Wildnis zurechtfinden... huargh... oder so ähnlich ;-) Nein nein, so schlimm sind wir natürlich nicht, aber da ich die Strecke 2005 schonmal als Beifahrer gelotst hab, will ich wissen, ob ich mich noch an alles erinnern kann... also doch ohne Karte... die anfänglichen Proteste des Housemeisters zerschlagen wir professionell mit dem Lautstärkeregler des Radios...

  Foto: Der Tag geht, Las Vegas kommt...

Und alles klappt wie am Schnürchen... auch das Tanken und Eindecken mit Proviant, der erste Einsatz der Studenten-Kreditkarte...alles passt und das Selbstvertrauen wächst. Ganz allein im großen, fremden Land und es gibt nichtmal den Hauch eines Problems...mal von der verlorenen Keycard abgesehen ;-) Wir sind begeistert und mit einem lässigen Country-Sender geht's von San Bernadino in die Berge und von dort in die Mojave-Wüste. Direkt an deren Ausläufern liegt Apple Valley, ein recht großes Wüstenkaff (über 50.000 Einwohner), dass nicht unbedingt auf den Reiseplan muss, wenn nicht gerade Bekannte dort leben. Deren Haus finden wir auch ohne größere Probleme und eine gewisse Nervösität stellt sich wieder bei mir ein...beim letzten Mal haben die Eltern für Gesprächsstoff gesorgt und ich bin nicht sicher, ob ich das auch so hinkriege. Doch sobald sich die Tür öffnet, sind auch hier jegliche Zweifel verflogen...die Freundlichkeit der Amerikaner scheint keine Grenzen zu kennen...mich kannte das Renter-Pärchen ja schon, aber auch meine Kumpels werden direkt ins ganze Familienleben integriert, als wäre es das normalste auf der Welt. Teilweise wissen wir mit derart geballter Gastfreundschaft gar nicht umzugehen. Der Mann ist ehemaliger US-Air-Force-Pilot und springt sofort auf meine Berichte von der Obama-Anhängerschaft in Venice Beach an. Er beginnt von Politik & Militär zu reden, schimpft auf die Regierung Bush und die Gesprächsthema-Sorge ist wie weggeblasen.

Nach knapp 4 Stunden heißt es für uns aber wieder Abschied nehmen, denn wir haben noch 3 Stunden Autofahrt vor uns. Wie alles bisher, war auch diese Erfahrung gegenüber allen Bedenken absolut positiv und es tut mir fast leid, jetzt schon wieder weiterzufahren... als Panorama-Tourist hat man's halt nicht leicht ;-)

Die nächsten 3 Stunden sind Fahrspaß pur... Tempomat rein, Radio an, Coke auf... wir fahren auf Geraden, die gut und gerne mal 20 km lang sind...keine Kurve... eine nicht in Worte zu fassende Weite, die einem jedes mal auf's neue die Sprache verschlägt. Mein Rocker-Kumpel (ich führe das jetzt mal als Spitznamen ein, damit er auch ein wenig Erwähnung findet ;-)) bemerkt das Problem auf seine ganz eigene Art, in dem er feststellt, dass man die Landschafts-Panoramen noch nicht mal mit der Panorama-Funktion auf's Foto bekommt.

  Foto: Sundown in Las Vegas...

Rechts und links vom Freeway türmen sich die scharfkantigen Bergketten auf, die ich so vermisst hab...endlich wieder Wüste. Passenderweise startet im Radio gerade der AC/DC-Klassiker "Highway to Hell" ...besser geht's nicht! Ich bin fast ein bisschen traurig, als sich am Horizont die Casino-Hochburgen der Zockermetropole Las Vegas abzeichen. Da unser Hotel, das Luxor, direkt am Anfang des Strips liegt, müssen wir nicht weit ins Getümmel hineinfahren und stehen schon ein paar Minute nach Passieren der Stadtgrenze an der Rezeption. Die Frau an selbiger nimmt meine Kreditkarte und meinen Pass entgegen. Sie erblickt "Germany" und fragt uns grinsend, ob wir auf dem Freeway auf der richtigen Seite gefahren sind... da Amerikaner und Deutsche beide auf der rechten Seite der Straße fahren, kommt der Joke nicht ganz so gut an, wie sie sich das erhofft hat...

Neben dem Checken der Kreditkarte und der ID will die Frau an der Rezeption noch meine Mailing Adresse haben. Klar kein Problem...lah_hannibal@... meine Kumpels beginnen hinter mir laut loszulachen... na ok, die E-Mail-Adresse ist echt blöd, nehm' ich halt meine seriöse... dustin.mertes@... erneutes Loslachen... als ich merke, dass auch die Rezeptions-Frau am kichern ist, geht mir ein Licht auf... die Adresse will sie haben... nicht die E-Mail-Adresse... Nach dem Englisch-Fauxpas gehen wir erst mal unser Hotelzimmer checken, leider nicht mit Stripview, sondern genau zur entgegengesetzten Richtung. Dafür können wir den überragend schönen Sonnenuntergang von unserem Zimmer aus betrachten! Hat auch was für sich.

  Foto: Unser Hotel Luxor, direkt am Strip...

Bevor wir uns auf zum Strip machen, müssen wir noch etwas wichtiges Auslosen...denn dieses mal gibt's im unspektakulären Luxor-Zimmer nur 2 Queen-Betten...also hat diesmal nur einer ein ganzes Doppelbett für sich. Ist zwar nicht die komfortabelste Variante, aber wir sparen einen Riesenhaufen Kohle, weil wir nur 1 Zimmer bezahlen und das ganze durch 3 teilen. So wird so ein Trip auch für Studenten bezahlbar...

Nachdem die Auslosung erledigt ist geht's endlich an den Strip und schon beim Durchlaufen der ersten Casinos beginnt mich das ständige Geblinke und Geklingel zu nerven. Beim ersten Mal ist dieses Disneyland für Erwachsene ein absoluter Kracher, beim zweiten Mal ist bei mir jedoch jeglicher Reiz verflogen, denn hinter der imposanten Fassade sehen die Themenhotels alle gleich aus...ein Spielautomat neben dem anderen! Nichtsdestotrotz lotse ich meine Mitfahrer zielsicher über den Strip, zeige ihnen die wichtigsten Hotels, zwischendurch Fotos machen und filmen... das übliche Programm. Ganz zentral ist übrigens zur Zeit eine gigantisch große Baustelle direkt neben dem Bellagio, an der wohl kein Hotel, sondern ein Art Stadtzentrum entsteht, welches in Punkto Größe jeden noch so gigantischen Hotelkomplex mit links schlägt. Ein Riesending! ...und die Vegas-Hotels sind alles andere als klein!

  Das Bellagio und seine Wasser-Show...

Die Wasser-Show am Bellagio haut uns alle um. Zunächst säuselt die überdimensionale Springbrunnenanlage zu "My Heart Will Go On" und anschließend ist "Time To Say Good Bye" dran. Wenn die Wassersäulen gegen Ende der Lieder mit lautem Getöse bis zu 75 Meter in die Höhe schießen und dazu die pompöse Musik aus den Lautsprechern ertönt, wird man von der Kitsch-Keule fast erschlagen, so gewaltig und zuckersüß wie die Inszenierung hier zuschlägt.

Bei der ganzen Rennerei und dem ständigen Wechsel zwischen unbarmherzig gegen die warme Wüstenluft powernden Klimanlagen und eben jener warmen Wüstenluft wird man enorm schnell müde, so dass wir uns gegen 23h auf den Weg zurück zum Hotel machen.

Unser Hotel: Das Luxor... der helle Strahl an der Spitze macht die Pyramide neben der chinesischen Mauer zum einzigen von Menschenhand geschaffenen Bauwerk, welches man aus dem Weltall sehen kann...

  Foto: Das Hotel New York, New York...

Der Rocker-Kumpel ist müde und will schon auf's Hotelzimmer, während der Housemeister mich noch zu einer Runde Zocken überredet... ein schwerer Fehler. Wir setzen uns an den erstbesten Banditen, ich schiebe einen 5$-Schein rein und ziehe unmotiviert am Hebel... Niete... nochmal... Niete... nochmal... Ge winn... 2$ zwar nur, aber immerhin... Wow, das ist ja einfach! Hätte man die Zeit gestoppt: Innerhalb von 1 ½ Minuten hatte das Casino mich am Sack... also am Geldsack. Die immer wieder clever eingestreuten kleinen Gewinne, suggerieren, dass auch ein großer Gewinn nicht unmöglich ist und im Minutentakt verschwinden die Geldscheine im Automaten. Der Housemeister hat alle Mühe, mich von dem Gerät wegzuzerren. Seit diesem Abend weiß ich, dass ich wohl akut Spielsucht-gefährdet bin...dennoch will ich's morgen nochmal versuchen... muss doch irgendwie möglich sein, da was zu gewinnen ;-) Aber jetzt erstmal schlafen gehen...

Tag 3 - - Reiseroute - - Tag 05



Wenn Dir meine Reiseberichte gefällt, Du Mitglied bei Facebook bist und Du sie Deinen Freunden weiterempfehlen möchtest, dann kannst Du das hier gerne tun.
Vielen Dank dafür!

Wegweiser

mehr dazu