US Road Trip Tag 1

Tag 1

USA Reiseberichte

Hannibals US Road Trip - Mietwagenrundreise durch den Westen der USA



1. Tag - die Anreise am 29. August 2008

Foto: Hannibal hat sein Ziel erreicht...

Ich hab die Hosen voll! Gute 3 Jahre hat es gedauert den bevorstehenden Trip zu organisieren, zu finanzieren, zu planen. Dutzende von Freunden und Freundinnen wurden mit Fotomontagen, mehr oder weniger einfallsreichen Werbetexten und Zeit-intensiven eigens erstellten US-Videoclips bombardiert. Viele zeigten Interesse, sagten zu und sprangen dann ein paar Wochen später doch wieder vom Plan ab. Es hagelte Absagen von allen Seiten. Von "Viel zu teuer!" über "Zu wenig Party!" bis hin zu "Drecks-Kriegstreiber" prasselten alle Formen von Argumenten auf mich oder mein E-Mail-Postfach ein.

Aber ich wollte wieder rüber. Der 3-Wochen-Trip 2005 mit der ganzen Familie hatte einen schlafenden Riesen in mir geweckt. Los Angeles, die Stadt, die fast jeder hasst, wurde meine große Liebe und als ich ihr am 14. August 2005 vom LAX aus "Good Bye!" sagen musste, schlug die Depri-Keule dermaßen kräftig in die eigene Magengrube, dass ich mit gläsernen Augen wochenlang an nichts anderes denken konnte, als an die im Sonnenuntergang glitzernde Skyline, die 12-spurigen Freeways voller gigantischer Geländewagen und Pick-ups, die Palmen-gesäumten Alleen, die mächtigen Bergketten. Es fühlte sich beinahe an wie Heimweh, mit dem klitzekleinen Unterschied, dass es knapp 10.000 km von meiner Heimat entfernt war.

Foto: Die EMB135 in London Heathrow

Im letzten Jahr hatte sich ein Kumpel von mir um eine Praktikumsstelle in Atlanta beworben und war nun seit Juni 2008 drüben. Nun wo er sowieso schon da war, willigte er zum Road-Trip ein, buchte einen Flug nach Los Angeles und die Sache war geritzt. Ein weiterer Kumpel hatte dank ausführlichem Semesterferien-Jobben ebenfalls genug Kapital am Start und so stand dem Unternehmen dank vorgebuchtem Mietwagen & Hotels eigentlich nichts mehr im Weg. Wäre da nicht die jetzt schlagartig auftauchende eigene Unsicherheit, die sich mit einer deftigen Portion Flugangst vermischt und so einen einschlagenden Cocktail ergibt, der es durchaus mit der monate....ach...jahrelangen Vorfreude aufnehmen kann.

Aber Augen zu und durch! Die Nacht vor dem Flug verläuft mehr als unruhig, die Schlafzeit beläuft sich höchstens auf 1 Stunde...dann der Wecker...Licht an...mein Blick schweift über Hollywood-Postkarten, Monument-Valley-Poster und Los Angeles-Aufkleber in meinem Zimmer.....in ungefähr 17 Stunden werde ich über dieses nervöse Bauchgefühl lachen....hoffentlich...;-) Von nun an geht alles im Zeitraffer-Tempo vonstatten....Frühstück, Fahrt zum Kumpel, Weiterfahrt zum Flughafen Luxemburg, Gepäck schonmal abgeben und dann noch eine Cola in der Cafetaria trinken. Wieso Luxemburg? Komischerweise waren jegliche Übersee-Flüge wesentlich günstiger, wenn man in Luxemburg startete.

 Foto: Grönland aus ca. 11km Höhe

In unserem Fall heißt das von Luxemburg mit einer kleinen Lux-Air-EMB135 nach London Heathrow und von dort mit United in einer Boeing 777 nonstop ins Paradies. Mein Kumpel wackelt noch nervöser mit dem Bein hin und her als ich. Sein erster Flug, was mir als Aviophobiker überraschenderweise entgegenkommt, denn 2 Leute mit Flugangst ist ein No Go...das schaukelt sich viel zu sehr hoch, also versuch ich als bereits erprobter Amerika-Tourist die Situation mit den klassischen Argumenten ("Sicherstes Verkehrsmittel"...blablabla) aufzulockern und habe gar keine Zeit mehr mir im Kopf Absturzszenarien auszumalen. Ehe ich mich versehe sitzen wir in der verflucht kleinen ER3, nur 3 Plätze pro Sitzreihe mit einem Mittelgang dazwischen. Das Flugzeug ist mit 12 Passagieren massiv unterbesetzt. Der gewaltige Schub beim Start verursacht noch einen erschrockenen Gesichtsausdruck bei meinem Kumpel, dem ich mit einem routinierten Grinsen entgegen zu wirken versuche...klappt mehr schlecht als recht, aber als der Jet die graue Wolkensuppe durchbricht und der Sonnenaufgang die gleichmäßige Wolkendecke in alle möglichen Orangetöne färbt, sind jegliche Zweifel verflogen.

Foto: die Boeing 777 am LAX

Von Europa gibt's aufgrund des bedeckten Wetters nicht viel zu sehen, der Landeanflug in Heathrow gerät etwas holprig, genau wie der Touchdown, aber wir überleben. Jetzt auf dem chaotisch strukturierten Megaflughafen (kann man da überhaupt noch von Struktur reden?) erstmal das Anschluss-Terminal suchen und dann noch 2 Stunden Zeit totschlagen. Um 9.15h Ortszeit ist es dann soweit, wir pilgern zu unserem Gate und das Boarding beginnt. Die Boeing 777 ist in der Economy-Class mit der Sitzanordnung 2-5-2 bestuhlt, was uns mit Fenstersitzplätzen natürlich sehr entgegenkommt. Man kann sich die Beine vertreten, ohne immer jemanden fragen zu müssen, ob man mal raus kann. Zudem ist der Jet mit In-Seat-Entertaiment ausgerüstet, also jeder hat einen eigenen Bildschirm im Sitz des Vordermanns, allerdings nicht mit individuellem Programm, sondern mit fest eingerichteten Kanälen, auf denen verschiedene Filme/Serien/Dokumentationen laufen. Wir haben die Auswahl zwischen 7 Filmen. Aber erst steht ein weiterer Start bevor, der allerdings ebenfalls vollkommen reibungslos über die Bühne geht und wir uns wenig später wieder über dem gigantischen Wolkenmeer befinden. Die Route führt uns über Grönland, Kanada, Rocky Mountains, Utah, Nevada, Kalifornien und dann endlich Los Angeles.

Foto: Rauch über dem Yellowstone NP

Nach einigen Turbulenzen und Luftlöchern, die wahrlich nicht von schlechten Eltern waren, nähert sich das kleine Flugzeugsymbol auf dem Kartenansicht-Kanal dem Zielort. Aus dem Yellowstone Nationalpark unter uns steigen gigantische Rauchsäulen auf...ich hoffe auf Waldbrände und nicht auf den gigantischen, längst überfälligen Supervulkan, der unter dem See schlummert.

Dann Salt Lake City, der Bryce Canyon, Lake Mead, Las Vegas und wenig später überfliegen wir den fast ausgetrockneten Big Bear Lake...und dann beginnt das schier endlose Stadtgebiet. Ein gigantisches Häusermeer, durchzogen von Palmenalleen und riesigen Freeways. Ich realisiere noch nicht mal ansatzweise, wo ich gerade bin und verfolge stattdessen den Landeanflug, beobachte die Einstellung der Landeklappen und den Einflugwinkel...sieht gut aus, fast wie im "Flight Simulator".

Foto: Endlich am LAX angekommen...

Alles geht gut über die Bühne, bei den Einwanderungs-kontrollen ist man ungewöhnlich nett zu uns und wir sind nach einer guten halben Stunde raus aus dem "Los Angeles International Airport". Palmen, blauer Himmel, dicke Autos.....und dieser Geruch, der einem als Europäer gleich auffällt...ich kann's nicht wirklich beschreiben, aber es liegt ein seltsam süßlicher Geruch in der Luft, der die ganze Europa-Luft auf Anhieb wegrockt. Nachdem wir also erstmal kräftig geatmet haben, heißt es nun warten, denn unser Kumpel aus Atlanta kommt erst in 3 Stunden an.

Um's etwas spannender zu machen, überspringen wir jetzt diese drei Stunden, denn in denen ist außer Fast-Einschlafen und zahlreichen Toilettengängen eigentlich gar nichts passiert. Nachdem der fehlende Mann nun endlich angekommen ist, geht's per Alamo-Shuttle zur Mietwagen-Station, wo ein unglaublich freundlicher (und das ist keine Ironie wie man als Deutscher vielleicht denken könnte!) Mitarbeiter uns noch versucht einen SUV mit mehr Power zu verkaufen: den Hannibal'schen Traum.....einen Hummer...leider hab ich zwei Spritsparer im Schlepptau, die dankend ablehnen. So bleibt's dann bei einem Midsize SUV, der - nachdem alle Formalitäten erledigt sind - natürlich keiner in der Choice-line steht.

  Erträglich, warten bei der Alamo Mietwagenstation LA bei Palmen, Sonnenuntergang und landenden Jets...

Also warten....die Zeit vergeht und wir versuchen uns ein kostenloses Upgrade zu besorgen, aber keine Chance....nach etwa 30 Minuten fährt dann endlich ein blitzblank gewaschener Dodge Nitro vor, den wir uns umgehend greifen. Wir schicken den Atlanta-Mann hinter's Steuer, da er wesentlich weniger lang auf den Beinen war als wir...die ersten Fahrversuche mit Automatik enden in hektischen Vorwärts- und Brems-Bewegungen. "Klemm das linke Bein zwischen Tür und Sitz ein!", sage ich und von da an klappt's. Der Kupplungsfuß versucht nicht mehr auf der Bremse zu Kuppeln und wir rollen durch's nächtliche Los Angeles. Namen wie "Santa Monica", "Wilshire" und "Sunset Boulevard" rauschen an uns vorbei und so wirklich realisiert haben wir immer noch nicht, wo wir hier gerade durchfahren.

Über den Santa Monica Boulevard geht's dann recht zügig in Richtung Hollywood, wo wir das "Hollywood Hills Hotel" vorgebucht haben....mit ca. 130 Euro/Nacht zwar nicht ganz billig, dafür hat jeder von uns sein eigenes Doppelbett (also 3 Doppelbetten in einem Zimmer), es gibt eine Küche, Balkon, kostenloses Continental Breakfast und das ganze liegt absolut fantastisch abgelegen in den Bergen von Hollywood, aber bis ans Kodak Theater am Hollywood Boulevard laufen wir keine 10 Minuten. Außerdem haben wir abends eine traumhafte Aussicht auf das gigantische Lichtermeer inklusive der beeindruckenden Skyline, die sich heute mal nicht unter der ewigen Smog-Glocke versteckt. Nochmal kurz E-Mails an der Hotellobby gecheckt und dann todmüde ins Bett....

Los Angeles - Ich bin endlich wieder hier... endlich wieder in "meiner" Stadt!

<<< Vorwort - - Reiseroute - - Tag 02



Wenn Dir meine Reiseberichte gefällt, Du Mitglied bei Facebook bist und Du sie Deinen Freunden weiterempfehlen möchtest, dann kannst Du das hier gerne tun.
Vielen Dank dafür!

Wegweiser

mehr dazu