US Road Trip Tag 14

Tag 14

USA Reiseberichte

Hannibals US Road Trip - Mietwagenrundreise durch den Westen der USA



14. Tag - 11. September 2008

  Foto: Big sur, am Highway 1...

Heute heißt es Abschied nehmen von San Francisco und wie bisher jeden Morgen, den ich bisher in dieser wunscherschönen Stadt aufwachen durfte, wird uns der Abschied leicht gemacht, denn der Himmel ist mal wieder Grau. Demnach halten wir uns auch gar nicht groß auf, nehmen schnell unser Frühstück zu uns und brechen schließlich auf in Richtung San Simeon über den Pacific Coast Highway, einer der schönsten Küstenstraßen der Welt.

Mit dem Bau der Panorama-Strecke wurde im Jahre 1919 begonnen. In erster Linie wurden dazu Gefangene des kalifornischen Hochsicherheitsgefängnisses St. Quentin (da spielten schon Johnny Cash und Metallica) genutzt, die sich mit einem Stundenlohn von 35 Cent das Knast-Gehalt etwas aufbessern konnten.

Hannibals Video zum beschriebenen Abschnitt

Die Straße, die sich an der imposanten Steilküste entlang schlängelt, führt heute von einer Nebelbank in die nächste, was dafür sorgt, dass wir ohne zeitraubende Fotopausen bestens vorankommen. Nach guten Stunde halten wir dennoch in Davenport an, einem kleinen malerischen Örtchen am Highway 1. Grund für den Zwischenstop ist die malerische Bucht mitten in der schroffen Steilküste, in der ein markanter Fels-Monolith - von den Einheimischen auch "Shark tooth" genannt - sich gegen die tobenden Wassermassen auflehnt.

  Der "Shark Tooth" in der Bucht von Davenport...

Zum dritten Mal bin ich nun hier und noch nie habe ich hier die Sonne scheinen sehen. Aber gerade die undurchdringlichen Nebelbänke über dem Pazifik sorgen für eine unerklärliche Atmosphäre, die glatt einem John-Carpenter-Streifen entsprungen sein könnte. Das Meer schickt im Minutentakt gewaltige Wellen gegen den Fels-Koloss, die sich alle mit gewaltigem Getöse an ihm brechen und die Wassermassen wütend mehrere Meter in den grauen Himmel werfen, aber er steht genauso unbeeindruckt da wie vor 19 Jahren, wo ich mit gerade mal 2 ½ Jahren zum ersten Mal an dem Strand entlangwatschelte. Während ich zwischen 70er-Jahre-Horrorfilm- und Nostalgie-Stimmung hin und herschwanke, versucht sich ein einsamer Surfer an der grauen Wellenpracht. Angesichts des ungemütlichen Westwindes treten wir den Rückzug zum Auto an und machen uns wieder auf den Weg Richtung Süden.

  Foto: Big sur, am Highway 1...

Nach einem kurzen Stopp beim Burger King in Monterey passieren wir wenig später Carmel, die kleine Stadt, in der Clint Eastwood mal Bürgermeister war, und dringen anschließend in die "Big Sur" ein, der wohl bekannteste und vor allem schönste Abschnitt das Pacific Coast Highway.

Auf einer Länge von ungefähr 100 Kilometern befindet sich hier lediglich ein kleiner, knapp 100 Einwohner starker Ort mit einer Tankstelle und einem kleinen Motel. Ansonsten ist man(n) hier mit der Natur und der Straße vollkommen alleine.

Nachdem wir die recht bekannte Bixby Bridge noch bei bedecktem Himmel überqueren, reißt die Wolkendecke eine Kilometer weiter südlich endlich auf und Big Sur präsentiert sich in ihrer ganzen Schönheit.

  Foto: Big sur, am Highway 1...

Die Sonne strahlt endlich und dem Rocker-Kumpel fällt es sichtlich schwer sich bei den überwältigenden Panoramen, die hinter beinahe jeder Kurve auftauchen, auf die Straße zu konzentrieren. Von nun an beginnt wieder die klassische Südwest-Stop-and-Go-Fahrt....fast jeder der zahlreichen Scenic Points lockt mit einer neuen spektakulären Aussicht. Der Highway-Verlauf führt stellenweise auf Höhen von 200-300 Metern und offenbart unglaubliche Ausblicke auf den stahlblauen tosenden Pazifik, der sich an der enormen Steilküste bricht, während einige hundert Meter darüber eine nie endende Schlacht zwischen den Nebelbänken und den Santa Lucia Mountains tobt. Gerade dieses Wechselspiel zwischen blauem Himmel und Wolken, die hier - ähnlich wie in der San Francisco Bay - von kalten Pazifikwinden getrieben, auf die warmen Luftschichten Kaliforniens treffen, macht die Big Sur so reizvoll und bietet sensationelle Fotomotive, die für sämtliche vorangegangene Fahrtstunden unter bewölktem Himmel, entschädigen.

  Foto: Big sur, am Highway 1...

Am späten Nachmittag kommen wir schließlich in San Simeon, wo wir ein Zimmer im Days Inn vorgebucht haben, das trotz seiner mageren 2-Sterne-Wertung bei Expedia sehr ordentlich ist, Continental Breakfast gibt's hier auch wieder.

Da der große Feuerball sich langsam aber sicher Richtung Horizont aufmacht, machen wir uns zu Fuß auf zum Strand und beobachten einmal mehr den Sonnenuntergang über dem Paradies. Ich kann noch so oft zuhause auf der Terasse sitzend diesem Schauspiel zusehen, aber es erreicht zu keinem Zeitpunkt die Gänsehaut-Magie, die sich hier entfaltet, wenn die Sonne den Pazifik in ein unbeschreibliches Farbgemisch aus allen möglichen Orange- und Rot-Tönen taucht, während selbiger seine Wellen unaufhörlich an den glitzernden Strand wirft, während hinter einem die Ausläufer der Santa Lucia Mountains in den letzten Sonnenstrahlen des Tages baden.

Nach dem beeindruckenden Tagesfinale kehren wir noch in eine Pizzaria ein, deren Namen ich mir ärgerlicherweise nicht notiert habe und auch im Internet nicht finden kann. Daher greife ich mal auf die Streetview-Funktion von Google Earth zurück:

  Foto: Big sur, am Highway 1...

Wozu der Aufwand? Weil das das erste bezahlbare italienische Restaurant in den Staaten war, welches mich restlos überzeugt hat. Pizza gibt's hier zwar überall, allerdings hat die nicht viel mit dem zu tun, was man in Deutschland gewöhnt ist. Stattdessen gibt's fettige Teig- und Käsebomben in Formaten irgendwo zwischen Traktor- und Boeing 747-Bereifung.

Ganz anders heute, hier arbeiten echte Italiener, die sowohl hervorragende Pizza- als auch Pasta-Gerichte in gehobenem Ambiente servieren. Nachdem Pizza & Pasta verdrückt sind, setzt sich plötzlich ein älterer Herr an unseren Tisch, der sich als Restaurantbesitzer vorstellt und sich eine knappe halbe Stunde (!) mit uns über das Essen, über Amerika und über Deutschland unterhält. Wir bedanken uns mit einem saftigen Trinkgeld für den ausgezeichneten Service und das exzellente Essen. Hier ist der Kunde wirklich noch König, an derartige Gastfreundschaft kann die Mehrheit der deutschen Restaurants noch nicht mal ansatzweise tippen. Nachdem wir nochmal vom Restaurantbesitzer persönlich verabschiedet werden, machen wir uns auf Richtung Days Inn.

  Foto: Big sur, am Highway 1...

Heute abend klopft mein Herz, denn es ist der 11. September und morgen ist DM-Day....5 Jahre hab ich gewartet und morgen gibt's endlich die Erlösung...das neue "Metallica"-Album! Der Housemeister ist lautstark gegen unseren Plan am protestieren, das Album morgen beim erstbesten Walmart zu kaufen, da er morgen kurzfristig die Commerzbank-Filiale in L.A. besuchen will, in der eine Kommilitonin von ihm arbeitet, die nur bis 15h im Büro ist. Über die zu fahrenden 400 Kilometer, Rush-Hour in L.A. & Co hat er sich noch keine Gedanken gemacht und ist fest überzeugt, dass das ohne unseren Walmart-Stopp gut zu packen ist. Schon beim Antelope Canyon sorgte das kurzfristige Umwerfen der monatelangen Planung für dicke Luft. "Death Magnetic" steht seit 2 Monaten als Programmpunkt in unserer Routenplanung für den 12. September fest, mit seiner Kollegin hat er zum ersten Mal gestern gemailt. Demzufolge bleiben wir hart, zumal es fraglich ist, ob wir die Entfernung überhaupt in dem Housemeister'schen Zeitfenster schaffen...da kommt es nicht auf 10-Minuten-Walmart-Zwischenstopp an. Grummelnd akzeptiert er unsere Argumentation und der Tag endet doch noch einigermaßen versöhnlich, obwohl ich mehr als skeptisch bin, ob wir es morgen - trotz früh gestelltem Wecker - vor 15h nach Los Angeles schaffen...

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