Tag 5

USA Reiseberichte

Tag 5

Holgers Reisebericht - Fünf Thüringer auf großer Tour



5. Tag, Dienstag / Mariposa - San Francisco - Holgers Feinplanung für Tag 5

Der Tag beginnt gegen 6.45 Uhr und nach dem allmorgendlichen Ritual von Frühstück, Navi-Check und Auto-Beladen zieht es uns zunächst in´s Zentrum von Mariposa. Die Main Street mit ihren alten Gebäuden ist herrlich anzuschauen, aber uns zieht es dann doch weiter Richtung San Francisco. Aber einen Stop in Atwater, den lassen wir uns nicht nehmen. Ganz im Gegenteil, hier wollen wir unbedingt zum "Castle Air Museum", welches G. schon zu Hause recherchiert hatte. Unsere Lady´s zeigten sich zwar nicht sonderlich begeistert von unserem Vorhaben, alte Flugzeuge anzuschauen - aber die in Aussicht gestellte Möglichkeit, sich im gegenüberliegenden Schuh-Shop solange die Zeit vertreiben zu können, stimmte sie dann positiver.

Na, sie ahnten wohl schon, dass wir sie verulkten - was der Stimmung keinen Abbruch tat. Ganz im Gegenteil, noch Heute erinnern wir uns schmunzelnd an den "Running Gag", der sich noch einmal wiederholten sollte.



Atwater / Castle Air Museum


Wir zahlen unseren Obolus und schon stehen wir auf dem riesigen Gelände. Bis 1995 als Air Force Base in Betrieb, wurde der Flugplatz anschließend der zivilen Nutzung übergeben und er beherbergt seitdem auch das Museum. Rund 50 Flugzeuge aus der Zeit des 2. Weltkriegs bis zur Gegenwart sind hier abgestellt und es ist mehr als interessant, die B-17 Flying Fortress, B-24, F-14, F-15 bis hin zur riesigen B-52 (um nur einige zu nennen) mal aus nächster Nähe in Augenschein nehmen zu können. Ein vermeintlicher Gärtner, den ich in ein Gespräch verwickle, erweist sich als ehemaliger Pilot und einmal mehr bedauere ich mein eher mittelprächtiges Englisch...



B-17 Flying Fortress


Aber auch ohne intensiveres Gespräch vergeht die eingeplante Stunde sprichwörtlich wie im Fluge und so gehen wir gegen Mittag "On the Road again" - mitten durch das San Joaquin Valley, einem der größten landwirtschaftlichen Nutzgebiete der USA. Kurz vor Oakland stellen wir fest, dass wir sehr gut im Zeitplan liegen und beschließen daher, den "Umweg" über Sausalito zu nehmen. Was könnte es denn auch Schöneres geben, als über das "goldene Tor", die Golden Gate Bridge nach San Francisco zu fahren. Und außerdem, wir wollen doch auch unbedingt zu "Willy´s Bank".

Aber erst mal kommt die Richmond Bridge mit ihrer 5 $-Maut. Alles klappt wunderbar mit dem Cash bezahlen und mit immer größer werdender Aufregung nähern wir uns unserem Ziel. Und was läuft im Autoradio? Aber ja doch, natürlich... "Leeet´s Gooo, Tooo Saaan Fraaanciiiscooo". Und dann kommt alles ganz anders...

In Vegas, beim Rent-A-Car, hatten wir extra nachgefragt: "Hat unser Auto das elektronische Dingens, diese Toll-Aktivierung?". Nein, aber das bräuchten wir auch nicht, hieß es umgehend. "Und in S.F., für die Golden Gate?". "Nein, alles kein Problem, alles Cash", gab es als Antwort. Na gut, wenn der es sagt... Und nun haben wir die Bescherung - große Hinweisschilder verkünden unentwegt "NO CASH", verbunden mit irgendeiner Telefon-Nummer, die angerufen werden kann. Und nun? Verdammt.

Jetzt ist guter Rat teuer für uns Newcomer. Klar, weiterfahren und eine saftige Strafe einsacken. Vom Highway runter können wir eh nicht mehr, denn während all der aufgeregten Diskussion haben wir eines ganz verpasst - natürlich, die Abfahrt zu "Willy´s Bank".

Es ist zum Haare-Raufen und zumindest meine Stimmung ist so auf dem Tiefpunkt, dass ich die Fahrt über die weltberühmte Brücke irgendwie nur halbherzig genießen kann. So kann es eben auch gehen, wenn man sich schon im Vorfeld auf etwas ganz besonders freut. Das Navi-Fräulein ist nun auch völlig durch den Wind, will uns wer weiß wohin leiten und nun gänzlich dem digitalen Wegweiser beraubt, heißt es erst mal, analog navigieren...

Zum Fort Point, lautet meine erste Alternative. Dort können wir parken und alles Weitere werden wir dann sehen. OK, wo wir hin wollen, wissen wir nun. Nur das "Wie" gestaltet sich schwieriger als gedacht. Dichter Großstadt-Verkehr umflutet uns, aber nach einigem Hin- und Her-Gekurve können wir, unserem erfahrenen Fahrer W. sei Dank, endlich unser Gefährt abstellen.

Oberhalb des Forts sind wir gelandet und uns empfängt bei bedecktem Himmel sofort eine recht ungemütliche Brise. Oh ja, für uns Wärme-Verwöhnten ist es eine große Umstellung und auch wenn ich die Kühle hier vorher erwähnte - unsere Jacken liegen natürlich in den Koffern. Aber was soll´s - wir lassen uns einfangen vom Augenblick und Nichts könnte diesen im geringsten trüben.



Parkplatz oberhalb des Fort Point


Ja, wir sind wirklich hier! Wir sehen sie zum Greifen nahe und (noch) kein Nebel verwehrt uns ihren Anblick. Wir sind in San Francisco und stehen vor der Golden Gate Bridge - die Gänsehaut, nein, sie kommt mit absoluter Sicherheit nicht vom kühlen Wind.

Wir haben in den zurückliegenden Tagen schon Einiges an atemberaubenden An- und Ausblicken erleben können, aber der Blick über die Bucht, von der Brücke über Alcatraz bis hin zur Stadt - er ist schier einmalig. Und auch, wenn ich schon einmal hier sein konnte - er ist immer wieder auf´s Neue ein Erlebnis. Wie wird es dann erst meinen Mitreisenden gehen? Jeder genießt diese Erfahrung, hier zu sein, auf seine ganz eigene Art und Weise - ergriffen, so wie ich und in meinen ganz persönlichen Gedanken stehen wir hier jetzt zu sechst.

Unter all den vielen Besuchern finden wir auch einen Fotographen für ein gemeinsames Erinnerungsfoto und nachdem wir uns über die 4 asiatischen Teenager amüsiert haben, die im Spalier ihre "Selfies" schießen, zollen wir nach einer guten halben Stunde dem doch ungemütlich werdenden Wetter Tribut und machen uns auf den Weg zum Motel.

Hier erwartet uns dann auch schon die nächste Schreck-Minute. Nein, dass es im Stadtteil Tenderloin, auch "Little Saigon" genannt, liegt, das wussten wir schon vorher. Auch, dass es keine "ruhige" Gegend sein würde, war uns bekannt. Bei meiner Suche nach einer Unterkunft mit eingeschlossenem Parkplatz (mit dem Parken ist es in San Fran so eine Sache für sich) war es mir erst später aufgefallen, dass "Little Saigon" abends und nachts vielleicht problematisch werden könnte - aber darum ging es nicht.

"Sie kommen Heute? Ihre Buchung ist doch für Morgen", empfängt uns die freundliche Dame, aber nach einem mehr oder weniger verständlichen Hin und Her löst sich die Verwirrung in Wohlgefallen auf: alles ist OK und wir können unsere Zimmer in Beschlag nehmen. Auch das Auto ist schließlich untergestellt, auch wenn das Rangieren in der mit Kameras und automatischen Türen gesicherten Tiefgarage ein zeitraubendes Unterfangen ist. Na gut, das Auto lassen wir dann mal besser schön hier stehen.

Überhaupt, das ganze Motel erscheint uns wie ein Hochsicherheits-Trakt, denn nicht nur die Garage, auch alle anderen Außentüren können nur vom Office aus ferngeöffnet werden. Und natürlich bekommen wir auch noch eine Einweisung der Chefin, welche Straßenseite wir nach Anbruch der Dunkelheit tunlichst meiden sollen... na, das wird schon schief gehen.



Red Coach Motor Lodge - Eddy St. / Polk St.


Wir planen noch den Aufbruch zum Essengehen und vor allem, wohin - was "Willy´s Restaurantführer" uns sehr einfach macht - dann lassen wir erst mal "alle fünfe grade sein". Was aber nicht bedeutet, unsere Gegend nicht mit einem kleinen Spaziergang in Augenschein zu nehmen. Und wir merken schnell, dass wir nicht mehr "auf dem Lande" sind. Ganz sicher nicht, denn die Straßen rundum sind recht belebt. Was dann auch für die Nacht zutrifft, wie wir später noch erfahren werden - inclusive einschlägigem Sirenengeheul (alles wie im Film... und nicht nur einmal).

Pünktlich 18.00 Uhr marschieren wir zur Van Ness Ave. und nach einem kurzen Spaziergang entscheiden wir uns, da "Tommy´s Joint" regelrecht belagert wird, für "Mel´s Drive Inn" gleich gegenüber. (Van Ness Ave./ Geary Blvd.) Unsere Wahl bereuen wir keineswegs, denn nicht nur das Essen ist gut, vor allem das Ambiente im Stil der 1950er hat seinen unbestrittenen Reiz.



Mel´s Drive Inn / Van Ness Ave.


Wir kommen auch wohlbehalten zurück zum Motel und trotz einsetzender Dunkelheit erleben wir nicht die geringste "Überraschung". Dieses gewisse Gefühl von Unsicherheit oder Vorsichtigkeit, es lässt sich nicht leugnen. Dieses Gefühl verschwindet zwar nicht gänzlich, es überwältigt uns aber auch nicht (und in der Nacht noch eine Runde um den Block zu ziehen, das haben wir ja auch nicht vor). Wir treffen uns noch im Zimmer zu einer kleinen "Lagebesprechung" und verschwinden gegen Mitternacht in die Betten, schließlich haben wir Morgen noch viel vor.

Mariposa - Atwater / Castle Air Museum - (Modesto) - (Oakland) - Sausalito - Golden Gate - San Francisco 330km - 205 Meilen - 6,25 Stunden (incl. Aufenthalte)

Motel - "Red Coach Motor Lodge" ( Eddy Street, in Tenderloin / Nähe Market Street und Van Ness Ave. / Parkplatz inclusive)

Castle Air Museum - 10 $ / Person
Richmond Bridge - 5 $ Maut (bar)
Golden Gate Bridge - 9 $ Maut (übermittelt und bezahlt via Alamo Rent-A-Car)

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