Tag 13

USA Reiseberichte

Tag 13

Holgers Reisebericht - Fünf Thüringer auf großer Tour



13. Tag, Mittwoch / Tusayan - Mexican Hat - Holgers Feinplanung für Tag 13

Mittlerweile ist unser Team hervorragend eingespielt - frühstücken, anschließend das Auto startklar machen und auschecken... all das ist längst eine eingespielte Prozedur, so dass wir eigentlich immer gegen 9.00 Uhr unseren Road-Trip beginnen. Heute morgen geht es noch schnell zur Tanke, denn auch der "Chevy" verlangt unnachgiebig nach seiner Power. Danach brauchen wir noch eine Stunde für unsere Einkäufe im Village, aber dann geht es auf dem "Desert View Drive" direkt am South Rim entlang Richtung Osten.



Grand Canyon


Den ersten Halt machen wir am "Grand View Point" und genießen in vollen Zügen das einmalige Panorama. Zwar gibt es auch hier nur sehr wenige Absperrungen, aber von den fast schon tollkühnen Eskapaden mancher Besucher lassen wir uns nicht anstecken. Es ist auch so schon aufregend genug, etwas am Rand hinabzusteigen - da brauchen wir ganz sicher nicht das "direkt am steilen Abhang sitzen" oder gar das abenteuerliche Herumklettern von so manchen Übermütigen.

Dann aber weiter, denn bevor wir uns in´s Navajo-Land verabschieden, wollen wir noch am "Desert View Watchtower" vorbeischauen. Der 1932 errichtete Turm besitzt zwar ein Stahlgerüst, wurde aber mit Mauerwerk in authentischer, sprich früh-amerikanischer, Bauweise verkleidet.



Desert View Watchtower


Mit 2.293m ist er die höchste Erhebung am South Rim und zugleich östlichster Aussichtspunkt am Grand Canyon. Im Inneren befindet sich ein Kunsthandwerk-Laden der Hopi-Indianer und wer hinauf zur Plattform steigen will, muss zahlen. Wir finden aber auch ohne den Turm viele hervorragende Möglichkeiten zum Schauen und erspähen von hier aus zum ersten Mal so richtig den Hauptverantwortlichen für die Erschaffung dieses einmaligen Naturwunders. Tief unter uns schlängelt er sich dahin und man möchte kaum glauben, dass er um die 100m breit sein soll - der Colorado River. Noch ein letzter, ein allerletzter Blick zum Abschied, dann cruisen wir weiter Richtung Painted Desert.



Hwy. 160 / Navajo Trail


Kurz nach Cameron biegen wir ab auf den "Navajo Trail" genannten Hwy. 160 und befinden uns nun im Reservat der Navajo-Indianer. Nein, die allgemein bekannten Tipis gibt es hier nicht. Zeltwohnungen sind eher bei den Prärie-Indianern zu vermuten, denn die traditionelle Heimstatt der Navajos sind Hogans. Diese achteckigen Hütten aus Holz und Lehm sind hier und da zu erspähen, doch überwiegend sind kleine Ansammlungen von Häusern, aber auch sehr viele Wellblech-Hütten und alte Wohnmobile zu sehen. Gerade sie lassen vermuten, wie schwer das Leben in dieser schönen, aber auch kargen Landschaft sein muss. Von First Nation-Romantik, wenn man sie denn erwartet, also keine Spur.

Die Painted Desert mit ihren sanften, buntbemalten Hügeln erstreckt sich an unserer rechten Seite und irgendwo am endlosen Highway nutzen wir eine Tankstelle für eine kurze Essens-Rast. Und nie war der allseits vorhandene Getränke-Zapfhahn so willkommen wie jetzt. Wenn ich doch so einen Cola-Spender nur mitnehmen könnte...



Elephant Feets


Bevor wir nach Kayenta abbiegen, legen wir noch einen Stop an den Elephant Feets, direkt am Hwy. ein. Neben den beiden hochaufragenden Sandsteinfelsen haben sich einige Navajo-Indianer mit ihrem handgefertigten Schmuck niedergelassen und auch wir können einigen der schönen Ketten und Armbänder nicht widerstehen.

Nach einem freundlichen Plausch zieht es uns weiter und die Vorboten unseres Ziels sind recht bald auszumachen - links und rechts von uns erheben sich die ersten roten Tafelberge und Felsmassive und nun ist es nicht mehr weit zum Monument Valley, dem Inbegriff des "Wilden Westens". Aber bis zum eigentlichen Ziel sind es noch ein paar Meilen.



Monument Valley


Wir überqueren die Staatsgrenze nach Utah und stellen unsere Uhren nun eine Stunde vor (nicht wegen einer Zeitzone, sondern weil Utah Sommerzeit hat). Dann geht es rechts ab und hinein in den Monument Valley Navajo Tribal Park. Wie der Name schon vermuten lässt, ist er kein staatlicher Nationalpark und so zahlen wir dann auch jeder 5 $ Eintrittsgebühr an die indianische Verwaltung.



Monument Valley


Am Visitor Center wird geparkt und nach ein paar Metern stehen wir auf der Aussichtsplattform oberhalb eines weltbekannten und faszinierenden Panoramas - dem "Cowboyland" schlechthin. In unzähligen Filmen haben wir sie gesehen und nun erleben wir sie live und in (roter) Farbe: die bis zu 300m hohen, Butten und Mesas genannten Felstürme und Tafelberge. Beinahe automatisch spulen die Szenen in unseren Köpfen ab und egal, ob John Wayne mit seiner Kavallerie oder Sergio Leone mit dem "Lied vom Tod" - fast erwarten wir geradezu, dass ein Trupp Reiter oder eine Postkutsche heranbrausen könnte.



Monument Valley


Doch stattdessen sind auf der "Dirt Road", die sich hinab in´s Tal schlängelt, zahlreiche Autos zu sehen und da auch wir noch viel mehr sehen wollen, beschließen wir eine Tour bis zum "John Ford´s Point". Allerdings nicht mit einem indianischen Jeep, denn da unser "Chevy" ja geländetauglich ist, wollen wir es selbst versuchen. So schlimm wird die "Straße" ja nun auch nicht sein. Wenn wir uns da mal nicht ordentlich getäuscht haben...



Monument Valley


Kaum haben wir den Asphalt verlassen, geht es auch schon in die Tiefe - im Schritt-Tempo, kurvenreich und mehr als holprig. Ich habe am Steuer ordentlich zu kurbeln, aber jetzt in´s Valley fahren zu können, das lässt jede Anstrengung verblassen. Mehrmals nutzen wir die am Rand der Sandpiste geschaffenen Plätze zum Anhalten, machen Fotos und entdecken immer wieder neue Blickwinkel auf die uns umgebende Landschaft.



John Ford Point


Nach etwa 6km ist es dann geschafft. Wir parken unweit des nach Regisseur John Ford benannten Aussichts-Plateaus - und atmen tief durch. Von hier aus ist der Blick noch um Einiges beeindruckender und die Felsformationen wirken aus dieser Perspektive noch imposanter.



Monument Valley


Der Reiter auf einem Felsvorsprung, mit seinem roten Hemd und dem Pferd - fast scheint es mir, als wäre die Zeit stehen geblieben, denn schon 1994 stand er dort als Blickfang für die zahlreichen Fotographen. Ob es der gleiche Navajo ist? Möglich könnte es sein.

Die Rundstrecke durch das Tal führt zwar noch einige Meilen weiter, doch die wirklich nur sehr langsam befahrbare Holperpiste benötigt ausreichend verfügbare Zeit. Zeit, die wir leider nicht haben und so machen wir uns dann doch auf den Rückweg. Auf dem letzten Teilstück geht es nun genauso steil wieder nach oben und wir hören es trotz vorsichtiger Fahrt hinter uns kräftig rumpeln - unser ganzes Gepäck rutscht vor die Hecktür. Irgendwer meint, da sollten wir nachher beim Ausladen aber sehr vorsichtig sein. Nicht, dass uns etwas entgegenfällt... Ja, das sollten wir ganz sicher. Unbedingt.



Monument Valley


Später, wieder auf dem Hwy. 163 nach Mexican Hat unterwegs, werde ich immer unruhiger und schaue öfter als notwendig in den Rückspiegel - wann kommt die Stelle denn nun, die ich schon zu Hause ausgeguckt hatte. Und dann sehe ich das Bild, welches mir nicht mehr aus dem Kopf ging. Für alle überraschend, halte ich auf dem Bankett an und sage zu meinen Mitreisenden nur: "Steigt aus und genießt...". Und wahrlich, der Anblick, der sich uns nun bietet ist kaum zu beschreiben. Wir schauen in die Richtung, aus der wir gekommen sind und sehen den Highway beinahe schnurgerade vor uns liegen, mit der Silhouette des Valley vor der tiefstehenden Sonne.

Alle finden diesen Anblick so wunderbar, dass wir spontan beschließen, am nächsten Tag vor der Weiterfahrt noch einmal hierher zurückzufahren. Dann wird die Sonne ein anderes Licht bieten und auch das wollen wir uns nicht entgehen lassen.

Wir atmen noch mal tief durch und machen uns auf die letzten Kilometer zum Motel. Gegen 19.00 Uhr Utah Daylight Time (wir haben ja eine Stunde "verloren") parke ich vor der Rezeption unseres "San Juan Inn" und starte sofort die gewohnte Routine - Voucher im Gepäck, also Kofferraum öffnen. Doch kaum habe ich den Fernöffner gedrückt, da fällt es mir wieder ein: wir wollten doch aufpassen, wegen dem durcheinander gekommenen Gepäck. Aber es ist zu spät - lautes Klirren ist zu hören und schon steigt der "Angel Share" in die Lüfte. Oje, sind wir nicht in Utah, dem Staat der Abstinenzler? Aber so konsequent hatten wir uns das natürlich nicht vorgestellt...

Die kleine Ansammlung von Häusern, einigen Motels und Restaurants namens Mexican Hat hatte uns im Vorfeld nicht allzu viel vermuten lassen, aber das von den Navajos geführte Motel überrascht uns sehr angenehm. Direkt an der Klippe, über dem San Juan River gelegen, bietet es uns einen sehr schönen Aufenthalt. Doch jetzt wollen wir erst mal zum Abendessen. Auch hierfür hatte ich mich schon vorher schlau gemacht und so fahren wir nun zum etwa einen Kilometer entfernten Restaurant "The Swinging Steak" den Berg hinauf.



Swinging Steak


Und wir finden, dies ist ein echter Geheimtip. Zugegeben, es kostet uns etwas mehr als gewohnt, aber wir lassen uns hier das beste Stück Rindfleisch unserer gesamten US-Tour schmecken. Eindeutig und einstimmig. Selbst E. - die sonst dafür gar nicht zu begeistern ist - findet das über offenem Holzfeuer geschaukelte Steak einfach nur very lecker. Überhaupt ist die Atmosphäre dieses lauen Abends kaum zu beschreiben und auch das Bier zum Steak lässt uns schmunzeln - "Polygamy Porter - Why Have Just One"... die Mormonen sind doch ein eigenartiges Völkchen. Später sitzen wir noch eine Weile vor dem Motel, denn die kleinen Sitzecken an der Klippe laden uns geradezu ein. Die steil aufragende Felswand auf der einen Seite und der unter uns rauschende Fluß auf der anderen - diesen Genuß kann nicht einmal die laute japanische Spät-Einchecker-Gruppe trüben.

Tusayan - Grand View Point - Desert View Watchtower - (Kayenta) - Monument Valley - Mexican Hat 355km - 221 Meilen - 9.0 Stunden ( incl. Aufenthalte und eine Stunde Zeitverschiebung)
Übernachtung: Motel "San Juan Inn"
Eintritt Monument Valley Navajo Tribal Park - 5 $ / Pers.
The Swinging Steak - 35 $ (Steak & Getränke)
6. Re-Fill - 19 Gallonen - 72 Liter (Preis 82 $)

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